Anfang dieses Jahres hat der frisch gegründete Arbeitskreis Streuobst seine Arbeit aufgenommen und sich im Umland Berlins auf die Suche nach ungenutzten und verwilderten Streuobstwiesen gemacht.
Eine gepflegte Streuobstwiese ist ein Refugium für Biodiversität und zeichnet sich als besondere Kulturlandschaft vor allem durch einen schonenden Umgang mit ihrer unmittelbaren Umwelt aus. Durch die Pflege können diese Biotope auf längere Sicht erhalten werden. Trotzdem sieht man vielerorts vermehrt verwilderte und ungenutzte Streuobstwiesen, was u.a. daran liegt, dass die Anwohner_innen nicht mehr auf ihre Funktion als Nahrungsquelle angewiesen sind. Unser Verein will dabei helfen, die Streuobstwiesen und ihre wichtigen Funktionen für Mensch und Umwelt zu erhalten.
Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, haben wir im Januar Briefe an alle Gemeinden in Ostprignitz-Ruppin geschickt, in denen wir unsere Pläne vorgestellt, und uns nach potentiell pflegebedürftigen Streuobstwiesen in den jeweiligen Gemeinden erkundigt haben. Viele Gemeinden reagierten mit Interesse auf das Angebot unserer Zusammenarbeit, weil auch ihnen dieses Anliegen am Herzen lag, aber bisher nicht umzusetzen war.
Die konkreteste Möglichkeit für eine Zusammenarbeit in diesem Jahr ergab sich letztlich mit der Evangelischen Kirchengemeinde Kyritz. Relativ schnell nach unserer Kontaktaufnahme konnten wir zusammen mit der Gemeindepfarrerin Anna Hellmich eine erste Begehung der gemeindeeigenen Streuobstwiese am Stadtrand der Kreisstadt unternehmen. Bei diesem herzlichen ersten Treffen führte uns Frau Hellmich über das verwilderte Gelände, was den Anwohner_innen lange Zeit als Kleingartenanlage zur Verfügung stand, aber als solche nicht mehr genutzt wird. Neben riesigen alten Walnuss- und Kirchbäumen und erst vor ca. 3 Jahren gepflanzte Apfel- und Birnenbäumen, prägten vor allem die alten Parzellenzäune, die verwilderte Wiese und alte Bauwagen das Bild der Fläche. Nach der Begehung konnten wir auf Grundlage dieser ersten Bestandsaufnahme im AK Streuobst unser Konzept für die Fläche entwickeln, das u.a. folgende Punkte beinhaltete:
30 ca. 15-jährige Obstbäume (Apfel u. Kirsche) 26 ältere Obstbäume (Kirsche, Apfel, Pflaume, Birne) 5 große Walnussbäume Zahlreiche Koniferen, Sträucher, Beeren
Entfernen der Zäune - Schnitt der Wiese -Totholzhecken anlegen - Entrümpelung des Geländes - Neupflanzungen
Nachdem wir unser Konzept ausgearbeitet und es zusammen mit der Kirchengemeinde diskutiert hatten, konnten wir einen über zunächst zwei Jahre laufenden Bewirtschaftungsvertrag aufsetzen, und danach beginnen, den Zustand der Wiese zu verbessern.
Den ersten großen Arbeitseinsatz hatten wir diesen August. Zusammen mit 12 Vereinsmitgliedern entfernten wir bei hochsommerlichen Temperaturen die alten Parzellenzäune, um eine übersichtliche, zusammenhängende Fläche zu schaffen. Außerdem sammelten wir das Totholz auf der Fläche, errichten erste provisorische Totholzhecken für Insekten, entrümpelten die Bauwagen, rissen einen alten Unterstand ab und mähten das Gras um den Bäumen. In den Folgemonaten konnten durch der Unterstützung eines Gemeindemitglieds auch die restlichen Teile der Wiese gemäht werden. Im Anschluss an unseren Arbeitseinsatz hatten wir noch unser vereinsinternes Sommerfest auf dem Grundstück eines Mitglieds.
Entscheidend für unser Ziel, die Streuobstwiese zu erhalten, ist die Maßnahme des Obstbaumschnittes/Verjüngungsschnittes, die wir im Frühjahr angehen wollen. Hierbei werden tote Äste entfernt, der Wuchs neuer Äste angeregt und der Baum in Form gebracht, um widerstandsfähig zu bleiben. Weiterhin wollen wir noch ein paar weitere Obstbäume auf die Fläche pflanzen, um die Sortenvielfalt zu erhöhen und zusätzlich noch eine Blühwiese aussäen. Hierfür sind wir auf der Suche nach Projektpartnern in der Umgebung, die bereit wären, eine Patenschaft für einen Baum zu übernehmen. Das Erntefest, das für den Herbst des kommenden Jahres geplant ist, soll eine Veranstaltung für alle Beteiligten des Projekts werden – Gemeindemitgliedern, Paten, Vereinsmitgliedern, Freunden und Bekannten. Dann werden wir im besten Fall volle Obstbäume und Bienenkolonien auf der Fläche sehen, die ein Gemeindemitglied dort ab nächstem Jahr aufstellen will.
Dieses Jahr war ein guter Anfang für unser erstes Streuobst-Projekt! Wir freuen uns auf die nächsten Aktionen und auf eine weiterhin konstruktive und produktive Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirchengemeinde Kyritz!